An eine Katze
Mein edler Freund, ich bitte sehr: Komm doch her, Sitz neben mir und schau mich dann Mit deinen lieben Augen an, Mit Augen voller Glanz und Gold; Dein Blick, so ist er treu und hold.
Dein wundervolles weiches Fell, Schwarz und hell, So seidig, üppig, voller Pracht, Wie Wolkenhimmel in der Nacht Belohnt die Hand, die dich liebkost, Mit freundlicherem Glück und Trost.
Die Hunde freunden gerne sich an Mit jedermann. Doch du, von lauterer Natur, Liebst deine wahren Freunde nur, Berührst mit deiner Pfote mich - Ja, Lieber, ich verstehe dich.
Was geht wohl vor in deinem Geist - Ach, wer weiß? Wenig nur ist uns bekannt. Trotz unsrem Freundschaftsband. Vielleicht ist's dem Menschen Nur vergönnt, Daß er das Leben besser kennt.
Algernon Charles Swinburne (1837-1909)
Die Katze
Komm, schöne Katze, an mein Herz, Doch ziehe ein die scharfen Klauen; Laß mich in deine Augen schauen, In Augen aus Achat und Erz.
Wenn ich dich dann geruhsam streichle, Am Kopf und auf dem schlanken Rücken, So bebt die Hand mir vor Entzücken, Auf daß ich dich noch mehr umschmeichle.
Im Geiste seh' ich die Frau in dir; Ihr Blick gleicht deinem, liebes Tier. Er geht mir weh durch Mark und Bein.
Vom Fuß zum Haupte hüllt dich ein Ein feiner Hauch; gefährlich, schnell Enströmt er deinem braunen Fell.
Charles Baudelaire (1821-1867)
Geliebte Katze
Du liebst doch Deine Mieterin, die Maus, Obwohl sie Unheil schafft im Haus. Du liebst aber auch die "böse" Katze, Die Todfeindin von Maus und Ratze. Sie folgt ja nur dem Gesetz ihrer Art, Und Triebe sind weder blind noch zart.
Sieh nur, wie sie voll Anmut schleicht auf samtnen Pfoten, leis und weich. Und ihr Schnurrn am winterlichen Feuer Ist tröstlich wie der Klang der Leier.
William Wordsworth (1770-1850)
Die Katze und der Mond
Die Katze streifte weit umher, Und der Mond drehte sich wie ein Kreisel, Und die beste Vertraute des Mondes, Die schleichende Katze, blickte empor. Die schwarze Minnaloushe starrte an den Mond, Denn wo sie auch ging und klagte - Das reine, klare Himmelslicht Trübte ihr tierisches Blut.
Minnaloushe läuft durch das Gras Und hebt die zierliche Pfote. Willst du tanzen, Minnaloushe? Wenn zwei Vertraute sich begegnen, Was ist dann besser als ein Tanz?
Vielleicht erlernt der Mond, Des alten Kreislaufs müde, Einen neuen Reigenschritt. Minnaloushe kriecht durch das Gras Im Mondlicht hin und her; Der heil'ge Mond dort über ihr Tritt in eine neue Phase ein.
Weiß Minnaloushe, daß ihre Pupillen Sich gleichfalls ständig wandeln? Daß sie vom Halb- zum Vollmond werden Und wieder vom vollen Mond zum halben?
Minnaloushe schleicht durch das Gras, Alleine, würdevoll und weise, Und erhebt zum wandelbaren Mond Ihre wandelbaren Augen.
William Butler Yeats (1865-1939)
Von Katzen
Vergangenen Maitag brachte meine Katze Zur Welt sechs allerliebste Kätzchen, Maikätzchen, alle weiß, mit schwarzen Schwänzchen.
Fürwahr, es war ein zierlich Wochenbettchen! Die Köchin aber - Köchinnen sind grausam, Und Menschlichkeit wächst nicht in einer Küche-, Die wollte von den sechsen fünf ertränken; Fünf weiße, schwarzgeschwänzte Maienkätzchen Ermorden wollte dies verruchte Weib. Ich half ihr Heim! Der Himmel segne Mir meine Menschlichkeit!
Die lieben Kätzchen, Sie wuchsen auf und schritten binnen kurzem Erhobnen Schwanzes über Hof und Herd; Ja, wie die Köchin auch ingrimmig dreinsah, sie wuchsen auf, und nachts vor ihrem Fenster Probierten sie die allerliebsten Stimmchen. Ich aber, wie ich sie so wachsen sah, Ich pries mich selbst und meine Menschlichkeit.-
Ein Jahr ist um, und Katzen sind die Kätzchen, Und Maitag ist's!- Wie soll ich es beschreiben, Das Schauspiel, das sich jetzt vor mir entfaltet! Mein ganzes Haus, vom Keller bis zum Giebel, Ein jeder Winkel ist ein Wochenbettchen! Hier liegt das eine, dort das andre Kätzchen, In Schränken, Körben, unter Tisch und Treppen, Die Alte gar - nein, es ist unsaussprechlich - liegt in der Köchin jungfraulichem Bette! Und jede, jede von den sieben Katzen Hat sieben, denkt euch!, sieben junge Kätzchen, Maikätzchen, alle weiß, mit schwarzem Schwänzchen. Die Köchin rast, ich kann der blinden Wut Nicht Schranken setzen dieses Frauenzimmers; Ersäufen will sie alle neunundvierzig! Mir selber, ach, mir läuft der Kopf davon - O Menschlichkeit, wie soll ich dich bewahren? Was fang ich an mit sechsundfünfzig Katzen!?
Theodor Storm (1817-1888)
Mimi
"Bin kein sittsam Bürgerkätzchen, Nicht im frommen Stübchen spinn ich. Auf dem Dach in freier Luft, Eine freie Katze bin ich.
Wenn ich sommernächtlich schwärme, Auf dem Dache, in der Kühle Schnurrt und knurrt in mir Musik, Und ich singe, was ich fühle."
Also spricht sie. Aus dem Busen Wilde Brautgesänge quellen, Und der Wohllaut lockt herbei Alle Katerjunggesellen.
Alle Katerjunggesellen, Schnurrend, knurrend, alle kommen, Mit Mimi zu musizieren, Liebelechzend, lustentglommen...
Brauchen keine Instrumente, Sie sind selber Bratsch und Flöte; Eine Pauke ist ihr Bauch, Ihre Nasen sind Trompeten.
Sie erheben ihre Stimmen Zum Konzert gemeinsam jetzo; Das sind Fugen, wie von Bach Oder Guido von Arezzo.
Das sind tolle Symphonien, Wie Capricen von Beethoven Oder Berlioz, der wird Schnurrend, knurrend übertroffen.
Wunderbare Macht der Töne! Zaubertöne sondergleichen! Sie erschüttern selbst den Himmel, Und die Sterne dort erbleichen...
Nur das Lästermaul, die alte Primadonna Philomele, Rümpft die Nase, schnupft und schmäht Mimis Singen - kalte Seele!
Doch gleichviel! das musizieret, Trotz dem Neide der Signora, Bis am Horizont erscheint Rosig lächelnd Fee Aurora.
Heinrich Heine (1797-1856)
Das kranke Kätzchen
Kätzchen ist krank, macht ein traurig Gesicht, liegt auf der Bank und rührt sich nicht.
Miau! Ich versteh, die Maus war zu fett. Magenweh? Dann mußt Du zu Bett.
Püppchen hör zu, dem Kätzchen geht's schlecht. Ist es Dir recht; Wir legen's zur Ruh in Dein Bettchen hinein, decken's warm zu und wiegen es ein.
Da schläft's eine Stunde, verdaut seine Maus und springt dann gesund zum Bettchen hinaus.
Gustav Falke (1853-1916)
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